Auf Visite| 19.12.2018

João Costa

MIT 19 BIN ICH IN DIE SCHWEIZ AUSGEWANDERT

LIMMIinside traf den 50-jährigen Portugiesen im neuen Spital und sprach mit ihm über das Leben in einer Grossfamilie, seine frühen beruflichen Erfahrungen sowie sein grösstes Vorbild.

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Wer sind Sie?

Mein Name ist João Costa. Ich bin ein ruhiger Mensch, der mit allen gut auskommt. Ich glaube, das liegt bei uns in der Familie. Mein Vater war auch die Ruhe selbst. Seit März 1988 lebe ich in der Schweiz und arbeite nun schon seit 16 Jahren im Hausdienst des Spitals Limmattal.

Woher stammen Sie?

Ich komme aus dem Norden Portugals, dem kleinen Dorf Guilhofrei in der Nähe der Stadt Braga. Ich wuchs in einer Grossfamilie auf, mit sieben Brüdern und zwei Schwestern.

Warum kamen Sie in die Schweiz?

Nachbarn und Bekannte erzählten mir, wie gut es hier sei. Die Schweiz sei ein reiches Land, wo man seine Zukunft absichern könne. Mit 19 Jahren bin ich dann mit meinem Bruder in die Schweiz ausgewandert. Ich fand eine Stelle als Maurer und arbeitete 14 Jahre auf dem Bau. So bin ich in die Fussstapfen meines Vaters getreten. Er war früher lange für eine Baufirma in der Schweiz und in Frankreich tätig. Zu meiner Familie sagte ich damals: "In fünf Jahren bin ich wieder zurück." 30 Jahre sind vergangen, und ich bin immer noch hier.

Wie sah Ihr Leben damals in Portugal aus?

Wir lebten auf einem Bauernhof und pflanzten Gemüse an und besassen Kühe, Schweine, Hühner sowie Hasen. Mit 14 schloss ich die obligatorische Schule ab und verliess Dorf und Familie, um meine erste Stelle im Service anzufangen. Wir waren arm, und jeder, der konnte, musste aushelfen. Ich arbeitete damals in Porto in einem traditionellen portugiesischen Restaurant. Ich wusch alle Teller von Hand ab, da das Restaurant noch über keine Spülmaschine verfügte. Sechs Jahre verbrachte ich dort. Dann mit 19 wollte ich in die Schweiz. Da war alles neu für mich – die Stelle auf dem Bau, die Sprache und vor allem das Land.

Mit 14 von zuhause ausziehen tönt hart.

Ja, ich hatte keine Wahl. Ich besass in Porto ein Zimmer. Rund zwei Mal im Jahr besuchte ich meine Familie und brachte Geld mit. Die Distanz war zu gross, und die Verbindungen waren schlecht.

Wie sieht Ihr Familienleben heute aus?

Ich wohne in Stettbach, bin glücklich verheiratet und stolzer Vater von vier Kindern. Mein ältester Sohn, Mickael, ist 20 Jahre alt. Der nächste, Joel, 17 Jahre. Es folgen Leonel, 14, und Luana, 10. Meine zwei Jüngsten sind im Spital Limmattal zur Welt gekommen, sogenannte Limmichnöpf.

Und besitzen Sie noch Tiere?

Seit einem Jahr haben wir einen Hamster namens "Nini". Mein ältester Sohn hat ihn meiner Tochter zu Weihnachten geschenkt. (lacht laut)

"Meine zwei Jüngsten sind im Spital Limmattal zur Welt gekommen, sogenannte Limmichnöpf."
Wie stiessen Sie aufs Limmi?

Ein guter Freund von mir arbeitet im Hausdienst des Spitals Limmattal und riet mir, mich zu bewerben. Es klappte, und wir sind heute noch befreundet und auch bei der Arbeit ein super Team.

Kehren Sie regelmässig nach Portugal zurück?

Ja, so oft ich kann. Ich besuche meine Familie jeden Sommer.

Bringen Sie auch etwas typisch Schweizerisches mit?

Schwiizer Schoggi natürlich. Und zurück komme ich mit Chouriça (Wurst), Schinken, Wein und Öl.

Was vermissen Sie an Portugal?

Meine Familie und das Meer. Der Lebensstil ist anders, etwas lockerer und fröhlicher. Aber ich bin sehr glücklich hier in der Schweiz.

Haben Sie ein Vorbild?

Cristiano Ronaldo. Nicht unbedingt wegen des Fussballs, sondern wegen seiner Persönlichkeit und des Ehrgeizes. Er ist am Boden geblieben und wie ich ein familiärer und fürsorglicher Typ. Auch er stammt aus einer Grossfamilie. Schon als Kind waren Fussballspieler meine Vorbilder: zuerst Eusebio, ein Riesenstar. Später dann Figo.

Sie lieben Fussball. Haben Sie selbst gespielt?

Bloss manchmal mit Freunden. Ich hatte nur ein Paar Schuhe. Das waren natürlich keine Fussballschuhe. Diese durfte ich nicht ruinieren, sonst hätte es daheim Ärger gegeben.

Sie haben ein grosses Tattoo am Arm. Was bedeutet es?

Es steht für den portugiesischen Fussballverband «Federação Portuguesa de Futebol». Das Tattoo habe ich während der Fussball-Europameisterschaft 2004 in Portugal stechen lassen. Eine schöne und zugleich traurige Zeit. Denn einerseits wurde mein Sohn Leonel im Limmi geboren. Ein Pflegefachmann brachte extra für den Final einen Fernseher ins Zimmer. Andererseits sahen wir dann leider, wie Portugal 1:0 gegen Griechenland verlor. Ich war zutiefst betrübt.

Was wünschen Sie dem Limmi für die Zukunft?

Boa sorte!

Herr Costa, herzlichen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie weiterhin alles Gute und einen schönen nächsten Urlaub in Portugal.

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