Ratgeber| 05.02.2020

Oberschenkelhalsbruch - schnelle Behandlung - so wichtig wie beim Schlaganfall!

Zu den häufigsten Verletzungen im Seniorenalter gehört der Oberschenkelhalsbruch. In der Schweiz ist jedes Jahr etwa ein Prozent der über 65-Jährigen betroffen. Frauen verletzen sich dabei rund viermal häufiger als Männer.

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von Dr. med. Thomas Michniowski (Update: 15.07.2022)

Der Oberschenkelhalsbruch ist ein medizinischer Notfall, der innerhalb der ersten sechs bis maximal zwölf Stunden nach seinem Auftreten operativ versorgt werden sollte. Internationale wissenschaftliche Studien zeigen, dass mit dem Zuwarten einer Behandlung das Risiko für Komplikationen deutlich ansteigt. Viele Patienten werden erst durch die lange Wartezeit vor der Operation bettlägerig und zum Pflegefall.

Bei verschobenen Brüchen ist oftmals die

Implantation einer Hüftprothese

notwendig. Die

orthopädische Klinik

des Spitals Limmattal ist hochspezialisiert in der Behandlung von verschobenen Oberschenkelhalsbrüchen, speziell im Einsetzen von knochensparenden Hüftendoprothesen mittels minimal-invasiver Technik. Das Verfahren ermöglicht Operationen mit minimalem Blutverlust. Ausserdem ist bereits unmittelbar nach dem Eingriff wieder Vollbelastung möglich. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf eine sehr zeitnahe operative Versorgung, um die erwähnte Wahrscheinlichkeit von Komplikationen zu minimieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der patientenorientierten Rehabilitation, welche in enger Zusammenarbeit mit unserem

Therapiezentrum Limmattal

stattfindet.

Wie kommt es zu einem Oberschenkelhalsbruch?

Im höheren Alter reicht oft schon eine mässige Krafteinwirkung. Meist ist der Bruch die Folge eines Sturzes auf eine Körperseite. Im gesunden Zustand ist ein Oberschenkelknochen sehr stabil und bricht nur bei sehr grosser Krafteinwirkung. Ist die Knochenstruktur jedoch bereits vorerkrankt, zum Beispiel aufgrund einer Osteoporose, so reicht oft eine viel geringere Kraft aus, um einen Schenkelhalsbruch hervorzurufen.

Entscheidend für die Bruchanfälligkeit des Knochens ist sowohl seine Dichte als auch seine Struktur. Dabei spielen die horizontalen Verstrebungen (=Knochentrabekel) eine wichtige Rolle. Die sogenannte Knicklast ist umso grösser, je kürzer die Abstände zwischen den waagrechten Strecken sind. Das heisst am Ende: Je mehr horizontale Knochenbälkchen vorhanden sind, umso mehr Kraft muss aufgewendet werden, um den Oberschenkelknochen zu brechen.

Welche Therapie ist notwendig?

Ob ein Oberschenkelhalsbruch konservativ behandelt werden kann oder ob der sofortige Einsatz einer Hüftprothese notwendig ist, entscheiden immer Art und Lage des Bruches. Die Einteilung erfolgt auch heute noch nach dem 1973 vom deutschen Orthopäden und Biomechaniker Friedrich Pauwels veröffentlichten „Atlas zur Biomechanik der gesunden und kranken Hüfte“. Die Schwere des Bruchs bemisst sich dabei nach dem Winkel zwischen der Bruchfläche und einer gedachten horizontalen Linie. Pauwels unterscheidet verschiedene Grade:

  • Grad I = Winkel ist kleiner als 30 Grad: Unter Umständen konservative Behandlung möglich
  • Grad II = Winkel liegt zwischen 30 und 50 Grad: Üblicherweise operative Behandlung nötig
  • Grad III = Winkel grösser als 50 Grad: Üblicherweise operative Behandlung nötig

Darüber hinaus richtet sich die Behandlung danach, ob es sich um einen stabilen oder einen instabilen Bruch handelt. Bei einem stabilen Oberschenkelhalsbruch besteht keine Fehlstellung des Beins, sodass eine relativ schmerzfreie Beweglichkeit im Hüftgelenk möglich ist. Eine instabile Oberschenkelhalsfraktur lässt eine Belastung nur unter starken Schmerzen zu.

Wie wird ein Oberschenkelhalsbruch erkannt?

Äussere Anzeichen eines Oberschenkelhalsbruchs sind Blutergüsse und Schwellungen, die sich über dem Hüftgelenk bilden. Es kommt zu einer eingeschränkten Beweglichkeit und bewegungsabhängigen Schmerzen im Hüftbereich, die sich bis in den Oberschenkel oder ins Becken ausbreiten können. Ein spezialisierter Arzt erkennt bereits auf den ersten Blick, ob eine Schenkelhalsfraktur vorliegt oder nicht. Bestätigt wird seine Diagnose mit Röntgenbildern des Beckens und der Hüfte. Im Einzelfall kann eine

Magnetresonanztomografie (MRT)

oder eine

Computertomografie (CT)

erforderlich sein.

Derzeitige Empfehlungen zur Prävention von Schenkelhalsfrakturen
  • körperliches Training
  • Beseitigung von Stolperfallen in der häuslichen Umgebung
  • Vermeidung von verlangsamenden Medikamenten
  • Behandlung von kardialen Erkrankungen
  • Behandlung von zerebralen Erkrankungen
  • optimale Einstellung eines Diabetes mellitus
  • Substitution von Östrogen bei postmenopausaler Osteoporose
  • Behandlung der Osteoporose (Bisphosphonate, Vitamin D, Kalzium und ggf. Parathormon oder Denosumab)

Autor
Dr. med. Thomas Michniowski
Chefarzt Orthopädie

Spital Limmattal
Sekretariat Klinik für Orthopädie, Traumatologie & Handchirurgie
Urdorferstrasse 100
8952 Schlieren

+41 44 733 21 12

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