Auf Visite| 01.04.2020

Marion Matousek

FASZINIERT VOM MIKROKOSMOS SPITAL

Sie zieht die Spitalapotheke einer sogenannten Offizinapotheke vor: Marion Matousek im Gespräch über das Warum, die Unterschiede und ihr Glück am Klavier.

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Marion Matousek: Co-Leiterin Spitalapotheke – Mit Leib und Seele für die LIMMIapotheke
Frau Matousek, wer sind Sie?

Beruflich bin ich Spitalapothekerin mit Leib und Seele. Privat schlicht Marion.

Wo wohnen Sie?

In Urdorf – wo ich mit unserem Haus und Garten und unseren zwei Mädchen immer genug um die Ohren habe.

Haben Sie schon immer dort gewohnt?

Nein, aufgewachsen bin ich in und um Baden. Danach habe ich lange auch dort gearbeitet und gelebt. Erst kurz nachdem ich im LIMMI gestartet war, sind wir nach Urdorf gezogen.


Apothekerinnen stehen an der Theke und verkaufen vor allem Medikamente und Cremen: Gibt es dieses Klischee immer noch?

Tatsächlich ist es immer noch so, dass die meisten Leute denken, dass unser Job genau so einseitig ist. Wobei ich mich kaum daran erinnern kann, wann ich zum letzten Mal einem Kunden ein Medikament verkauft habe.

Also ist Ihre Arbeit in Wahrheit viel vielseitiger…

Ja, natürlich! Die Arbeit der Offizinapothekerin und der Spitalapothekerin ist wahnsinnig abwechslungsreich…

Da muss ich kurz einhaken: Was ist eine Offizinapothekerin?

Die Offizinapothekerin arbeitet in einer öffentlich zugänglichen Apotheke, wie wir sie kennen. Sie verkauft aber eben nicht nur Arzneimittel, sondern sie triagiert, berät, kann impfen, Laborkontrollen durchführen, Wundverbände wechseln et cetera. Das Berufsbild ändert sich im Moment sehr stark und das Aufgabengebiet ist mittlerweile wesentlich breiter, als ich es noch aus meiner Zeit in der Offizin kenne.

Lässt sich dasselbe über eine Spitalapothekerin sagen?

Ja, und zwar bezüglich Diversität und bezüglich Wandel: Ihre Hauptaufgaben sind ganz grob gesagt die klinische Betreuung, die Logistik sowie die Analytik und Herstellung von Medikamenten. Sie erbringt ihre Dienstleistung natürlich primär für das Spital. Das heisst, sie hat kaum Patientenkontakt, sondern unterstützt vor allem Ärzte und Pflege, indem sie nicht mehr erhältliche Präparate herstellt, Zytostatika (= Krebsmedikamente) ad hoc produziert, Anwendungshinweise erarbeitet, die Lagerung der Arzneimittel überwacht, optimal einkauft und die gewünschten Präparate in nützlicher Zeit liefern kann.

Was fasziniert Sie darüber hinaus am Beruf?

Die Interdisziplinarität im Team und im gesamten Spital begeistert mich. Ausserdem das enorm breite Wissen, das ich jeden Tag benötige.

Die Begeisterung ist bei Ihnen deutlich spürbar: Traumberuf Apothekerin?

Hm, das ist immer sehr subjektiv. Ich glaube, es kommt letztendlich darauf an, wie man seinen Beruf ausübt und lebt, damit er zum "Traum" wird. Für mich war es auf jeden Fall die richtige Wahl.

War es schon immer Ihr Wunsch, nach der Ausbildung in einem Spital zu arbeiten?

Ja. Der "Mikrokosmos Spital" hat mich schon immer fasziniert und es gibt hier kaum Konkurrenz zwischen Apotheker und Arzt. Während meiner Ausbildung habe ich immer wieder in einer Spitalapotheke gearbeitet. Ich wusste daher in etwa, was mich erwartet.

Wie lange sind Sie schon am LIMMI?

Neun Jahre – irgendwie klingt das nach unglaublich viel, gleichzeitig sind die Jahre wie im Flug vergangen.

Und was macht Ihre Arbeit am LIMMI so kurzweilig und einzig artig?

Für mich ist die Grösse das Entscheidende. Sie erlaubt einen persönlichen Umgang und macht meine Arbeit enorm vielseitig. Unsere Spitalapotheke ist beispielsweise zu klein, als dass ich mich von der täglichen Arbeit ganz ausnehmen könnte. Sie ist jedoch gross genug, dass ich eigene strategische Überlegungen einbringen kann – wie zum Beispiel als Change-Verantwort liche im Vorfeld des Umzugs in den Neubau. Momentan sprechen in den Medien nebst dem Coronavirus alle über den sogenannten Medikamentemangel.

Momentan sprechen in den Mediennebst dem Coronavirus alle über den sogenannten Medikamente-mangel. Medialer Hype oder ein ernsthaftes Problem?

Leider Letzteres und ich bin froh, dass mittlerweile so viel darüber gesprochen wird, denn uns beschäftigen die Liefer-engpässe schon wesentlich länger.

Gründe gab es und gibt es viele: Preis-politik, Wirtschaftlichkeit, Naturkatastrophen, Rohstoffknappheit, politische Unruhen, Qualitätsprobleme und so weiter. Der Unterschied zu früher ist, dass das Ausmass unhaltbar gewordenist. Ende Januar fehlten in der Schweiz fast 300 Wirkstoffe.

Indirekt verschärft auch das Coronavirus den Medikamentemangel: In Wuhan, der am stärksten vom Virus betroffenen Stadt, gibt es eine riesige Fabrik, welche einige der ohnehin schon knappen Rohstoffe herstellt. Ausser-dem ist die ganze Region für die Produktion von Arzneimitteln bekannt. Nun kann die Bevölkerung kaum mehr arbeiten und der Handel ist massiv ein-geschränkt. Aus meiner Sicht ist nicht auszuschliessen, dass das massive Lieferengpässe nach sich zieht.

Macht Ihnen das Angst?

Angst nicht, weil die Gesundheitsver-sorgung hier in der Schweiz überdurchschnittlich gut ist. Aber ich habe einen gesunden Respekt vor einer solchen Situation.

Vermissen Sie das alte Spital?

Die Aussicht vom Hochhaus vermisse ich! Heute sitze ich direkt am Innenhof, sehe die "Kügelibahn" und erschrecke immer, wenn der Gärtner die Bälle einsammelt und dabei plötzlich vor mir steht. (lacht)

Was ich nicht vermisse, ist die Warterei vor dem Lift. Wobei ich so immer eine Ausrede hatte, wenn ich zu spät war für die Sitzungen im 15. Stock.

Aber ernsthaft: Der Neubau war von Beginn weg so geplant, dass er die Abläufe optimiert und dadurch unsere Arbeit vereinfacht. Für mich und die Apotheke ist das über weite Strecken gelungen, weshalb ich ohne Wehmut sagen kann: "Nein, ich vermisse das alte Spital nicht."

Was gefällt Ihnen hier im Neubau besser?

Da ist zum einen der neue Reinraum, in dem Zytostatika-Therapien unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben patientenindividuell hergestellt werden können. Zum anderen sind wir nun im Bereich der Lagerhaltung ungleich besser an die Verteilstrassen im Haus angegliedert, sodass die Logistik effi zienter abgewickelt werden kann. Einziger Wermutstropfen: Ausgerechnet der Reinraum hat kein direktes Tageslicht. Wenn man die gesamte Architektur anschaut, ist der Grund dafür hingegen wieder einleuchtend.


Was macht das LIMMI generell besonders gut?

Ich fühle mich hier nie als Nummer oder als x-beliebige Mitarbeiterin, sondern werde als Person wahrgenommen und geschätzt.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich backe und koche leidenschaftlich gern. Dann bin ich immer wieder im Schwimmbad, beim Pilates, auf den Skiern oder beim Joggen  anzutreffen. Besonders glücklich bin ich darüber, dass ich mittlerweile wieder vermehrt Zeit finde, Klavier zu spielen.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Dass meine Familie und ich sich noch lange guter Gesundheit erfreuen können.


Und was wünschen Sie dem LIMMI für die Zukunft?

Dass es ein gutes Gleichgewicht zwischen Qualität und Effizienz aufrechterhalten kann.


Vielen Dank für das spannende und aufschlussreiche Gespräch und für die Zukunft nur das Beste.

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