Auf Herz und Nieren| 11.09.2020

Erfolgreiches Refluxzentrum

DAS REFLUXZENTRUM LIMMATTAL – INTERDISZIPLINÄR ERFOLGREICH

Das Zurücklaufen von saurem oder nicht saurem Magensaft nennt sich "gastro-ösophagealer Reflux". Ein wenig Reflux ist physiologisch, kommt also auch bei gesunden Menschen vor. Rund ein Viertel aller Erwachsenen leidet hingegen an einem pathologischen, also einem krankhaften Reflux, respektive an dessen Symptomen. Die bekannteste Form einer gastro-ösophagealen Refluxerkrankung – oder kurz "GERD" – ist die sogenannte klassische Refluxerkrankung mit Sodbrennen und saurem Aufstossen.

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von Prof. Dr. med. Urs Zingg

Nebst dieser Form gibt es jedoch weitere Varianten. Zu ihnen gehören beispielsweise der Volumenreflux, der atypische Reflux oder der laryngo-pharyngeale Reflux. Darüber hinaus gehören grössere Zwerchfellbrüche ebenso zur Familie der Refluxkrankheiten. Zudem gibt es Krankheitsbilder der Speiseröhre (Ösophagus), welche zunächst wie eine GERD aussehen, letztendlich aber ein anderes Leiden darstellen. 

In der Regel werden die Betroffenen mit sogenannten Protonenpumpen-Inhibitoren medikamentös behandelt. Diese Tabletten haben zum Ziel, die Bildung der Magensäure teilweise zu blockieren. Besteht eine GERD, müssen die Tabletten über eine längere Zeit, wenn nicht sogar lebenslang eingenommen werden. Sie können zu Nebenwirkungen führen und trotz der regelmässigen Einnahme gibt es keine Garantie, dass alle Patienten langfristig symptomfrei bleiben. Eine über Jahre andauernde GERD kann zu einer Veränderung der Schleimhaut in der Speiseröhre führen, welche wiederum das Potenzial hat, sich bösartig zu entwickeln. Entsprechend wichtig ist eine frühzeitige und vollständige Abklärung der Patienten. In unserem Refluxzentrum werden die Patienten mit GERD umfassend und interdisziplinär abgeklärt und behandelt. Zu Beginn stehen die genaue Erhebung der Symptome, die Einschätzung des Refluxausmasses sowie die Bestimmung der spezifischen Refluxform. Die diagnostischen Massnahmen umfassen dabei die Magenspiegelung, die Entnahme von Gewebeproben, die Untersuchung der Funktion der Speiseröhre, die Messung der Menge des Refluxes und diverse laborchemische Untersuchungen. Magendarmspezialisten, Funktionsdiagnostiker, Ernährungsberaterinnen, Hals-Nasen-Ohrenärzte, Logopäden und wir Chirurgen arbeiten eng und koordiniert zusammen.

Die verschiedenen Refluxformen

Mit Hilfe einer ausführlichen Befundaufnahme, der sogenannten Anamnese, kann der Reflux in verschiedene Typen unterteilt werden, wobei nicht selten Mischformen auftreten.

1. Klassischer Reflux

Der klassische Reflux manifestiert sich durch Magenbrennen, saures Aufstossen und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein. Teilweise verspüren die Patienten auch ein Brennen im oberen Bereich des Brustkorbs und klagen über saure Flüssigkeit im Mund.

2. Volumenreflux

Beim Volumenreflux fliessen grössere Mengen von saurem, aber auch nicht saurem Magensaft, zurück in die Speiseröhre und bis in den Mund. Teilweise stösst den Betroffenen unverdaute Nahrung auf. Typischerweise werden die Beschwerden durch Bücken, Heben grösserer Lasten oder Sport verstärkt.

Seltenere Formen sind der laryngopharyngeale und der atypische Reflux. Bei Ersterem haben die Patienten vor allem Symptome im Halsbereich. Dazu gehören Halsschmerzen, Heiserkeit, ein Fremdkörpergefühl oder die Produktion von Schleim. Der atypische Reflux äussert sich durch Husten, insbesondere in der Nacht, am Morgen und nach grösseren Mahlzeiten.

Therapieformen

1. Medikamentöse Therapie

Die Behandlung mit Medikamenten umfasst in erster Linie die Blockade der Säureproduktion im Magen. Auf dem Markt ist eine Vielzahl der im Volksmund oftmals "Säureblocker" genannten Präparate erhältlich. Pantoprazol, Omeprazol, Esomeprazol oder das neuere Dexlansoprazol sind dabei die gängigsten und bekanntesten Arzneimittel. Die medikamentöse Therapie kann mit diversen anderen Medikamenten, welche auf anderen Ebenen wirken, ausgebaut werden. Wichtig für die optimale individuelle Therapierung ist dabei das Wissen über die Form des Refluxes, wie stark die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, ob Veränderungen der Schleimhaut vorliegen und ob Funktionsstörungen bestehen.

Generell ist es vertretbar, beim Auftreten von Refluxbeschwerden ohne weitere Abklärungen einen Therapieversuch mit Säureblockern zu machen – allerdings nur während eines Monats. Danach sollte das Medikament abgesetzt werden. Bei einem Wiederauftreten der Symptome sind weitere Abklärungen notwendig. Eine dauerhafte Einnahme von Protonenpumpen-Inhibitoren, ohne eine Magenspiegelung machen zu lassen, ist nicht ratsam und kann unter Umständen sogar gefährlich werden, da sich hinter den Symptomen durchaus eine Krebserkrankung verstecken kann.

2. Chirurgische Therapie

Nebst der rein medikamentösen Therapie stehen diverse operative Verfahren zur Verfügung. Längst können nicht alle Patienten und Refluxformen ausreichend mit Medikamenten behandelt werden. Die Indikation, also der Entscheid für eine Operation, muss sorgfältig und unter Berücksichtigung der Symptomatik, der Vorstellungen der Patienten, der objektiven Resultate der Untersuchungen und des individuellen Risikoprofils der Betroffenen gestellt werden.

Am Refluxzentrum Limmattal wenden unsere Spezialisten verschiedene Formen der sogenannten Fundoplikatio an. Bei dieser Operation wird ein kleiner Teil des Magens als Manschette um den schlecht oder nicht mehr funktionierenden Schliessmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen gelegt und dieser so gestärkt.

Bei diesem Eingriff wird nichts "Körpereigenes" entfernt und kein Fremdmaterial eingesetzt. Es wird lediglich das eigene Gewebe verwendet. Dabei gibt es wiederum verschiedene Unterarten, welche von Behandlung zu Behandlung individualisiert werden.

Alternative Methoden mit Implantation von Fremdmaterial – wie das Einsetzen von Magnetbändern, kleinen Plastik - würfeln oder elektrischen Stimulatoren – werden zwar angepriesen, sind jedoch bei kritischer Evaluation der Fundoplikatio unterlegen. Sie können sogar zu teilweise schweren Komplikationen führen und die Nachhaltigkeit der erzielten Resultate ist bislang nicht nachgewiesen.

Die Operation erfolgt in beinahe allen Fällen minimalinvasiv, mit der sogenannten Schlüssellochtechnik. In der Regel bleiben die Patienten zwei Nächte lang im Spital. Die Nachbehandlung umfasst genaue Schemen der Ernährungsberatung, regelmässige Kontrollen im Refluxzentrum bis zu drei Jahre nach dem Eingriff sowie mindestens eine Kontroll-Magenspiegelung.

Die langfristigen Resultate sind bei den operierten Patienten sowohl gemäss unseren Erfahrungswerten als auch in der wissenschaftlichen Literatur hervorragend und im Direktvergleich mit rein medikamentös behandelten Patienten besser. Die eingangs erwähnte, sorgfältige Indikationsstellung, viel chirurgisches Know-how und langfristige Nachkontrollen sind dabei entscheidend für den erfolgreichen Verlauf der Behandlung.

Mit der Gründung des Refluxzentrums Limmattal konnten die Prozesse auf allen patientenrelevanten Ebenen deutlich verbessert und die bereits sehr enge Zusammenarbeit der involvierten Fachdisziplinen zusätzlich optimiert werden. Für die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen bieten wir einen vollumfänglichen Service, beraten aber auch Betroffene, welche sich direkt bei uns melden.

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